Namibiawind
Donnerstag, 15. November 2012
Lea, Auto fahren und Visum
Am 15. November 2012
Die „african time“ hat dann wohl auch bei mir zugeschlagen, wenn ich sehe wann ich das letzte Mal geschrieben habe! Eine dicke Entschuldigung an alle, die sehnsüchtig auf Neuigkeiten warten sollten.
Seit meinem letzten Eintrag ist einiges passiert. Ich fange mal von vorne an:
Donnerstag habe ich den Tag eigentlich nur Zuhause verbracht und mich nach einem Einkauf bei Shoprite entspannt. Abends kam dann Eli und hat sich die Fotos von Swakop abgeholt. Leider hatte er nur einen Stick auf den circa 200mb passten. Schade, dass ich an die 900 Bilder geschossen habe (haltet mich nicht verrückt, aber die Landschaft im Naukluf-Park ist einfach wunderschön). Da sieht man mal wieder, auf was für einem Technikstand Namibia teilweise ist. Aber immerhin sind wir danach noch Kapana und Fatcake essen gegangen. So brauchte ich nicht kochen!
Freitag war ich dann endlich mal wieder beim Chor. Nach der Arbeit musste ich mich erst mal um die Unterkunft für Swakopmund kümmern. Da leider schon alles günstige ausgebucht ist, haben wir nur eine Unterkunft vom 28.12 – 31.12 bekommen. Um die Silvesternacht müssen wir uns noch kümmern. Aber vielleicht haben wir Glück und können in einem Kirchenhaus schlafen. Der Chor hat sich wirklich gefreut mich zu sehen und wir haben fleißig Oshiwambo-songs gelernt! Am 25. dieses Monats werde ich hoffentlich zusammen mit dem Chor in der Kirche auftreten und demonstrieren, dass ich auch ein bisschen Oshiwambo kann. Nachdem ich Abends noch mit Eli und seinem Cousin auf der Evelinestreet war und mit Jan geskypt hatte, ging es dann ins Bett.
Samstagmorgen war ich mit Asser zum Schwimmen verabredet. Als ich gerade aus der Tür gehen wollte, kam eine sms, ob wir uns nicht eineinhalb Stunden später treffen könnten. Die Sonne sei noch nicht „strong enough“. Komischerweise ging ich in meinem Zimmer schon fast ein. Also fuhr ich alleine Richtung Schwimmbad und genoss den riesigen Pool. Nachdem ich einen netten Jungen namens Abner kennengelernt und viele Bahnen geschwommen war, kam dann Asser. Ich hatte einen schönen Tag. Allerdings fand ich es seltsam, dass niemand auf dem Rasen lag. Alle Besucher des Schwimmbads nutzen Bänke oder die Treppen neben dem Schwimmbecken.
Gegen Nachmittag haben wir dann Lea von einer Tankstelle abgeholt und sind nach Hause gefahren. Ziemlich bald darauf ging’s dann zu dem Goreab Damm. Dort haben wir Abner, Marcio, Joseph und Jason getroffen. Der Damm war wunderschön, besonders weil die Sonne grad unterging! Ansonsten war der Abend sehr lustig. Der Damm ist ein Treffpunkt zum grillen, trinken und ausspannen und dementsprechend sehr gut besucht. Die Gespräche mit dem Chinesen Jason waren auch interessant. Man hat gemerkt, aus was für einer Kultur er kommt. Ich könnte mir definitiv nicht vorstellen in einem Land zu leben, in der die Regierung nur ein Kind pro Eltern erlaubt und das Internet kontrolliert. Nachdem wir dann noch in einer Bar und in einem Restaurant waren, ging’s wieder nach Hause. Nach dem traditionellen Chicken waren wir einfach nur noch müde.
Sonntag hatten wir etwas ganz besonderes vor: der Besuch in der deutschen Christuskirche. Endlich konnten wir mal wieder etwas verstehen und wurden sogar vom Pastor herzlich willkommen geheißen! Beim anschließenden Kirchenkaffe lernten wir noch viele nette Leute kennen. Unter anderem Karin, die uns deutsche Ärzte für Lea empfand. Sie fühlt sich leider immer noch nicht sonderlich besser. Anschließend fuhren wir mit anderen deutschen Freiwilligen/Arbeitern der Kirche durch Katutura. Es war komisch zu sehen, dass sie obwohl sie schon lange in Namibia wohnen, kein Kapana gegessen und noch nie in Katutura gewesen waren. Sie führen hier das „typische“ deutsche Leben ohne Kontakt zu Schwarzen und leben in einem deutschen reichen Umfeld. Ich bin froh, dass ich schon das „wahre“ Windhuk zu Gesicht bekommen habe!
Sonntagnachmittag fuhren wir mit Abner und Marcio Kapana essen. Zwar waren wir an dem Tag schon einmal an dem Verkaufsstand gewesen, aber so kamen wir nochmal raus. Nachdem wir aufgegessen hatten, kam das große Highlight:
Ich durfte nach Hause fahren!!! Ich saß also das erste Mal in einem Automatikauto und musste dazu noch auf der anderen Straßenseite fahren. Dabei habe ich noch erzweifelt nach der Kupplung gesucht. Aber erst mal im Straßenverkehr angekommen, war es dann doch einfacher als erwartet. Man muss sich zwar an die Hügel zur Verkehrsberuhigung gewöhnen, aber im Großen und Ganzen fühlt man sich wohl beim Auto fahren. Zuhause angekommen war ich wirklich glücklich über meine Erfahrung. Ich versuchte noch uns Oshifima zu kochen. Der traditionelle Maisbrei, der hier fast jeden Tag gekocht wird. Ich hatte schon oft dabei zugeguckt und mein Versuch glückte sogar halbwegs. ich war stolz, dass ich sogar als „real Vambo“ bezeichnet wurde! Lea und ich planten noch ein bisschen die Reise im Dezember. Allerdings ohne großen Erfolg.
Montag fuhr Lea zur deutschen Ärztin und ich in den Kindergarten. Da die Schulleiterin immer noch nicht wieder da war, hatte ich eine Rasselbande von 25 Kindern alleine. Die hieß es also zu unterrichten. Das ist gar nicht so einfach, wenn die Kinder nicht auf einen hören wollen. Das Problem ist, dass die Kinder wissen, dass ich sie nicht schlage. Demnach haben sie kaum Respekt vor mir. Jegliche Bestrafungsversuche empfinden sie leider als witzig und man selber muss gleichzeitig noch gegen die Lautstärke von 24 anderen Kindern kämpfen.
Lea versuchte morgens schon in der Stadt nach unserem Visum zu gucken. Leider jedoch ohne Erfolg. Nach 11 Werktagen hatten wir gehofft, dass es endlich fertig sei. Die Frau am Schalter sagte uns es würde nur sieben Tage dauern.
Wir trafen uns also zuhause und schliefen eine Runde. Die kurze Nacht machte uns dann doch etwas zu schaffen. Die Internetzeiten sind furchtbar! Anschließend ging es mit Abne rund Marcio ins Kino. Der Film war leider sehr schlecht und wir amüsierten uns überhaupt nicht. Deshalb waren wir dann auch froh wieder zuhause zu sein, ein bisschen mit meiner Gastmama reden zu können und schlafen zu gehen.
Dienstag ging’s dann wieder in den Kindergarten. Nachdem ich den Kindern beigebracht hatte, wie man den Butterflysong singt und nachdem wir Schmetterlinge gezeichnet hatten, war der Tag zum Glück schon halb vorbei. Lea holte mich vom Kindergarten ab und wir gingen zum Büro vom Pastor der Hosiannagemeinde. Dieser war noch sehr jung und äußerst freundlich. Die Gemeinde hat eine Gastfamilie für Lea aus dem Churchcounsil gefunden und Lea sollte eigentlich Mittwoch umziehen. In Zukunft wird sie im Hochlandpark, einer sehr reichen Gegend in der Nähe der Stadt wohnen.
Da es Lea immer noch nicht besser, sondern eher schlechter ging, fuhren wir ins Krankenhaus um einen Malariatest zu machen. Man weiß schließlich nie, ob die Tabletten nur die Auswirkungen unterdrücken. Der Test war zum Glück negativ und Lea war etwas beruhigt.
Allerdings wartete noch eine große Aufgabe auf uns! Wir gingen erneut zum Home Affairs und versuchten erneut unsere Visagenehmigungen zu ergattern. Zuerst einmal hieß es vordrängeln, um die Formulare zu bekommen. Für einige Sekunden am Counter lohnt es sich nicht zwei Stunden in der Schlange anzustehen. Nachdem ich dann erfolglos die Ablehnungen und Genehmigungen durchgeguckt hatte, stellten wir uns dann doch in der Schlange an. Am Schalter fragten wir dann nach einem Eilantrag. Dies sei sogar möglich. Also wurden wir zur Bearbeitungsstelle geschickt. Nachdem wir die Polizei geschickt passiert und das Büro endlich gefunden hatten, wurden wir nur unhöflich wieder zurück zum Home Affairs geschickt. Die Frauen meinten, dass sie einige Anträge vor fünf Minuten bearbeitet hätten. Also ging es wieder runter und wir versuchten es auf ein Neues. Nachdem wir wieder alle Formulare durchgeguckt hatten, hielten wir endlich (!) unsere Genehmigungen in der Hand! Zwar mit einigen Fehlern, aber immerhin etwas. Mein Formular war das einzige fehlerfreie. Lea muss komischerweise für den gleichen Zeitraum 80 Dollar mehr zahlen und Cosi hat nur drei Monate statt ihres wirklichen Aufenthaltes genehmigt bekommen. Aber immerhin sieht es danach aus, dass wir bis März bleiben dürfen!
Zuhause durfte oder musste ich eher gesagt meine Wäsche waschen. Wenn man sich eine Woche lange nicht darum gekümmert hat, kann das per Hand echt viel Arbeit sein. Da Lea sich immer noch nicht gut fühlte, konnte ich dann auch nicht mehr ins Internet und ging schlafen.
Heute, Mittwoch, sollte Lea eigentlich zu ihrer Gastfamilie kommen. Der Pastor rief aber an und verschob den Umzug auf morgen. So wollten Lea und ich die Chance nutzen und uns ums Visum kümmern. Beim Home Affairs angekommen, mussten wir jedoch feststellen, dass der Bezahlschalter nur bis 13 Uhr geöffnet ist. Lea muss dort morgen also nochmal auftauchen.
Nachdem wir noch was getrunken und wieder unsere Reise besprochen hatten, kaufte ich noch Geschenke für den Kindergarten und wir fuhren nach Hause. Dort habe ich nach langer Zeit mal wieder „aufwändiger“ gekocht. Abends haben wir noch viel mit meiner Gastmama geredet und uns mit meinem Gastbruder alte Fotos angeguckt. Dabei hat er uns eine Menge erzählt. Einiges war echt schockierend. Viele seiner Verwandten, unter anderem sein Vater, sind schon gestorben und er musste echt viel durchmachen. Während des Krieges in Namibia ware er und seine drei Geschwister für zwei Jahre von den Eltern getrennt und haben in anderen Ländern gelebt. Er und Nampa waren in Deutschland und haben sogar die Wende mitbekommen. Kaum vorzustellen, dass er schon in Deutschland war, als ich noch nicht gelebt habe..
Nun freue ich mich aber erst mal aufs skypen später!

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