Namibiawind
Oshilumbu
Am 15. Oktober 2012
Oshilumbu, Oshilumbu und nochmal Oshilumbu. Überall wo ich hingehe höre ich „Oshilumbu!“ übersetzt bedeutet es soviel wie „das weiße Mädchen“. Ich bin hier die Attraktion - egal wo ich hingehe. Entweder die Leute sprechen dich an und fragen wie es dir geht, wo du herkommst und sagen dir, dass du hübsch bist, sie deine Nummer haben wollen und am besten: dich heiraten wollen. Fotos von dir werden verlangt, Kinder fassen deine Haut an und jeder will dir etwas verkaufen oder Geld von dir haben. Und das alles nur, weil man eine andere Hautfarbe hat.
Trotz allem hatte ich ein schönes Wochenende. Am Samstag habe ich mich mit Eli in der Stadt getroffen, um Einzelheiten für unseren Trip nach Swakopmund zu besprechen. Eigentlich steht dem Ganzen nichts mehr im Weg, seine Tante nimmt uns in Obhut, seine Cousinen zeigen uns die Stadt, der Transfer ist nicht allzu teuer und ich freue mich schon riesig. Jetzt muss nur noch der Kindergarten und Teofilus zustimmen. Nachdem alles abgesprochen und ein Milkshake geleert war, haben wir Windhuk mal genauer unter die Lupe genommen. Erst einmal ging es über einen offenen Markt und dann in ein Museum. Dort habe ich mir die unterschiedlichen Stämme, die typische Kleidung und die Unterkünfte genauer angeschaut. Aber auch die Geschichte, Jagdwaffen und Tiere wurden zur Schau gestellt. Obwohl wir nur einen kurzen Rundgang gemacht haben, habe ich einige Eindrücke gewonnen und werde mir die Infos bestimmt noch mal in Ruhe durchlesen. Anschließend ging’s zur Christuskirche, in der jeden Sonntag ein deutscher Gottesdienst stattfindet. Deutschland findet man hier wirklich überall, in der Zeitung, im Supermarkt, in der Architektur, in Geschäften und in Form von vielen anderen Sachen.
Die Christuskirche (1907 von Deutschen erbaut) sieht wirklich wunderschön aus! Gleich dahinter ist ein großer, total schöner Park. Im Park haben wir sogar eine traditionelle Hochzeit mitbekommen, da das Hochzeitspaar dort Fotos machte.
Nachdem ich (dank eines betrunkenen Verkäufers) günstige Souvenirs gekauft, Geld abgeholt, Tabletten gegen meine Erkältung gekauft und eingekauft hatte, ging’s dann wieder nach Hause. Ich war sowieso schon müde, aber die Tabletten haben mich umgehauen und ich hab den restlichen Tag bis morgens um 7 geschlafen. Tat auch mal gut!

Heute Morgen ging’s dann in die Kirche. Eigentlich wollte ich zu Fuß gehen, ich war dann aber doch später dran als gedacht. Also hieß es Taxi fahren. In solchen Momenten wünscht man sich doch sein geliebtes Fahrrad! Angekommen und in den reservierten Plätzen vorne in der Kirche Platz genommen, fühlte ich mich mal wieder seltsam. Die einzige Weiße in einem Pult von bestimmt 400 Schwarzen zu sein, ist doch etwas komisch. Vor allem wenn man merkt, dass man die erste halbe Stunde permanent angeguckt wird. Aber selbst das wird sich hoffentlich noch geben. Drei Stunden später war der Gottesdienst dann zu Ende und ich froh, dass mir Teofilus Sekretärin etwas zu trinken anbot. Ich musste noch auf meine Gastmama warten, da sie in einer Besprechung war. Ich setzte mich also draußen auf eine Bank und wartete. Kurze Zeit später: „Oshilumbu!“, kichernde Mädchen, aufgeregte kleine Kinder und eine genervte Franzi. Zum Glück rettete mich nach einiger Zeit eine Frau vom Kirchenvorstand. Sie lud mich zum Essen mit den anderen wichtigen Kirchenleuten ein. Es gab ganz traditionell Oshifima, Spinat, Hühnchen und eine Soße mit Gemüse. Der Mangosaft dazu hat das Essen perfekt gemacht. Nachdem meine Gastmama immer noch nicht aufgetaucht war, musste ich irgendwann feststellen, dass sie sich schon auf den Weg nach Hause gemacht hatte. Aber immerhin hatte ich ein leckeres Essen.
Da ich sowie so nichts zu tun hatte, ging ich hinter den Kindergarten zu der Probe des Juniorchors. Ich hatte sie singen gehört und wollte mal gucken, was da für Leute proben. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und für die anderen Jugendlichen bin ich schon ein Mitglied des Chors. Auch wenn ich nicht verstehe, was sie singen (Oshivambo ist wirklich eine schwere Sprache). ich habe heute also echt viele Leute kennengelernt! Nachdem ich mit jedem einzelnen ein Foto gemacht habe, wurde ich noch zu einer Sleeping Over des Chors eingeladen. Der Chor fährt Freitag in eine andere Kirche (Hosianna) um zu singen und andere Leute zu treffen. Ich muss mir also nur noch einen Schlafsack kaufen!
Auf dem Weg nach Hause traf ich meinen Gastbruder mit zwei Freunden, die ihm beim Reifenwechsel von seinem Auto halfen. Danach fuhren wir in die berühmte „Eveline Street“. Die belebteste Straße in ganz Namibia. Alle paar Meter findet man eine neue Bar, ein Autowasch-stop oder eine Friseurbude. Nach einem Vigo marula (ein örtlicher Softdrink) und einem langen langen politischen Gespräch mit einer Freundin von meinem Gastbruder, fuhren wir erst Kapana kaufen und dann nach Hause. Hier ruhe ich mich seitdem aus und werde bald schlafen gehen. Eure Oshilumbu